Fahrradmitnahme im Öffentlichen Verkehr schneidet in Bayern besonders schlecht ab © ADFC

ADFC-Fahrradklima-Test 2022: Keine Verbesserung beim bayerischen Fahrradklima

Der Freistaat bleibt fahrradunfreundlich. Mit der Schulnote 4 bewerten die Radfahrenden Bayern in Sachen Radverkehr. Bei der Radmitnahme im Öffentlichen Verkehr ist Bayern Schlusslicht.

Das zeigen die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2022 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Erlangen holt sich erneut den Titel „Spitzenreiter“ – als einzige bayerische von 18 deutschen Städten. Landshut wird als „Aufholer“ ausgezeichnet. Hauptprobleme sind mangelndes Sicherheitsgefühl und zu schmale Radwege. Mit dem „Radentscheid Bayern“ will der ADFC Bayern endlich die Rahmenbedingungen für besseren Radverkehr im Freistaat erreichen.

München, 24. April 2023 – Die fahrradfreundlichsten Städte Bayerns sind laut ADFC-Fahrradklima-Test 2022 im Vergleich zur Befragung von 2020:

Über 500.000 Einwohner:innen (Gruppe 1)

Bestplatzierte bayerische Städte:

  • München: Note 3,89, Platz 5 von 14 bundesweit, relativ konstant,
    2020: 3,84, Platz 4 von 14 bundesweit,
  • Nürnberg: Note 4,16, Platz 10 von 14 bundesweit, relativ konstant,
    2020: 4,15, Platz 10 von 14 bundesweit

200.000 – 500.000 Einwohner:innen (Gruppe 2)

Bestplatzierte bayerische Stadt:

  • Augsburg: Note 3,99, Platz 10 von 26 bundesweit, relativ konstant,
    2020: 3,97, Platz 11 von 26 bundesweit

100.000 – 200.000 Einwohner:innen (Gruppe 3)

Bestplatzierte bayerische Stadt und Platz 1 bundesweit:

  • Erlangen: Note 3,24, Platz 1 von 40 bundesweit, relativ konstant,
    2020: 3,29, Platz 2 von 41

Weitere bayerische Städte in dieser Größenklasse:

  • Fürth: Note 3,76, Platz 7 von 40 bundesweit, relativ konstant,
    2020: 3,76, Platz 9 von 41
  • Ingolstadt: Note 3,85, Platz 11 von 40 bundesweit, leicht verschlechtert,
    2020: 3,59, Platz 5 von 41
  • Regensburg: Note 3,92, Platz 13 von 41 bundesweit, relativ konstant,
    2020: 3,90, Platz 12 von 41
  • Würzburg: Note 4,01, Platz 19 von 41 bundesweit, relativ konstant,
    2020: 4,07, Platz 20 von 41

50.000 – 100.000 Einwohner:innen (Gruppe 4)

Bestplatzierte bayerische Stadt:

  • Neu-Ulm: Note 3,80, Platz 27 von 113 bundesweit, leicht verbessert,
    2020: 3,95, Platz 45 von 110

Weitere bayerische Städte in der Auswertung:

  • Aschaffenburg, Landshut, Bamberg, Bayreuth, Schweinfurt, Kempten, Rosenheim, Passau. Alle Städte bleiben in ihrer Gesamtbewertung relativ konstant im Vergleich zu den Ergebnissen von 2020. Nur Landshut und Kempten haben sich in der Gesamtbewertung leicht verbessert.

20.000 – 50.000 Einwohner:innen (Gruppe 5)

Bestplatzierte bayerische Stadt:

  • Straubing: Note 3,35, Platz 15 von 447 bundesweit, stark verbessert,
    2020: 3,95, Platz 222 von 415

20.000 Einwohner:innen und weniger (Gruppe 6)

Bestplatzierte bayerische Gemeinde:

  • Bad Wiessee: Note 2,94, Platz 10 von 474 bundesweit, leicht verbessert,
    2020: 3,23, Platz 33 von 418

Unter den 18 fahrradfreundlichsten Städte und Gemeinden in Deutschland holt sich aus Bayern erneut Erlangen den Titel „Spitzenreiter“ in der Größenklasse 100.000 bis 200.000 Einwohner:innen. Für die bundesweit beste Entwicklung in der Größenklasse 50.000 bis 100.000 Einwohner:innen erhält Landshut überraschend eine Platzierung als „Aufholer“.

Fehlendes Sicherheitsgefühl wegen schlechter Rahmenbedingungen

Die Zufriedenheit der Radfahrenden hat sich nicht verbessert. In Bayern und auch bundesweit bewerten die rund 245.000 befragten Radler:innen das Fahrradklima mit der Note 3,8. In der Gesamtbewertung erhält der Freistaat die Note 4,0. Bernadette Felsch, Vorsitzende des ADC Bayern, kommentiert: „Die Ergebnisse des diesjährigen Fahrradklima-Tests sind abermals ernüchternd. Bei der Radmitnahme im Öffentlichen Verkehr erhält Bayern die rote Laterne und die Bedingungen für Radfahrende bleiben unbefriedigend, obwohl mehr Radverkehr parteiübergreifend politisch gewünscht ist. Die Radfahrenden in Bayern bewerten ihr Sicherheitsgefühl angesichts fehlender, zugeparkter oder schlechter Radwege mit der Note 4,3 und zeigen damit, dass die Rahmendbedingungen fürs Radfahren in Bayern dringend verbessert werden müssen. Dafür haben wir mit unseren Bündnispartner:innen das Volksbegehren „Radentscheid Bayern“ auf den Weg gebracht und fordern ein Radgesetz. Das Beispiel Straubing zeigt, wie sehr eine Kommune von einem parteiübergreifenden Konsens pro Radverkehr profitieren kann.“

Förderung des Radverkehrs zahlt sich aus

Bei der Fahrradförderung in jüngster Zeit gibt es für die wenigsten bayerischen Städte und Gemeinden befriedigende Noten: In der Kategorie 100.000 - 200.000 Einwohner:innen erhält Erlangen mit 3,2 die beste Bewertung. Als einzige Stadt in der Kategorie 50.000 -100.000 Einwohner:innen wird Kempten mit 3,4 benotet. In der Klasse 20.000 - 50.000 Einwohner:innen weist Straubing die beste Note für die Fahrradförderung auf (2,5). Die Stadt hat sich im Vergleich zu 2020 um eine ganze Note verbessert und setzt sich auch in der Gesamtbewertung an die Spitze ihrer Größenklasse. In der Kategorie
unter 20.000 Einwohner:innen wird der Ort Bad Wiessee mit der Note 2,5 am besten bewertet. „Investitionen in den Radverkehr werden von den Menschen gesehen und mit entsprechenden Bewertungen belohnt. Die Stadt Straubing hat erkannt, welche Chancen der Ausbau des Radverkehrs bietet. Projekte wie der Allachbachradweg durchs Grüne, die Umnutzung eines leerstehenden Erdgeschosses in eine Fahrradgarage, eine Vorrang-Fahrradstraße zur Uni, ein Pump Track für Kinder und Jugendliche oder ein Fahrradverleihsystem werden ausdrücklich honoriert“, erklärt Bernadette Felsch.

Zu schmale Radwege und kaum Führung an Baustellen

Zu den bayernweit am schlechtesten bewerteten Aspekten gehört die zu geringe Breite der Radwege (Note 4,8) und dass Radfahrer:innen an Baustellen meist zum Absteigen und Schieben gezwungen werden (Note 4,7). Auch die fehlende Falschparker:innenkontrolle auf Radwegen wird von vielen Teilnehmenden kritisiert (Note 4,8, bundesweit: Note 4,7). Besonders schlecht schneidet die Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln ab: Mit der Note 4,9 erhält Bayern die schlechteste Bewertung aller Bundesländer (bundesweit: Note 4,5).

Erreichbarkeit des Stadtzentrums und geöffnete Einbahnstraße können punkte

Vergleichsweise positiv bewerten die Befragten aus Bayern die Erreichbarkeit ihres Stadtzentrums mit dem Fahrrad (Note 2,7). Geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr können in der diesjährigen Erhebung ebenfalls punkten (Note 2,8).

Zahlen und Fakten zum ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt. Rund 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben in diesem Durchgang abgestimmt, davon sind 16 Prozent ADFC-Mitglieder. 1.114 Städte kamen in die Wertung. Davon liegen 164 Städte und Gemeinden in Bayern (2020: 167). Von September bis November 2022 konnten interessierte Bürgerinnen und Bürger auf www.fahrradklima-test.adfc.de an der Umfrage teilnehmen. Bei den Fragen geht es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie viel die eigene Kommune für die Fahrradförderung tut. 5 Zusatzfragen drehten sich dieses Mal um das Radfahren im ländlichen Raum. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 bzw. 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern. 

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https://toel-wor.adfc.de/artikel/adfc-fahrradklima-test-2022-keine-verbesserung-beim-bayerischen-fahrradklima

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 230.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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